Franz Braun, Köln: Spielkarten-Kalender

1978 erschien ein großformatiger Kalender, bei dem zu jedem Monat die zwölf Bildkarten eines anderen Entwurfs für ein Kartenspiel abgebildet sind. Die Idee dazu hatten die 17jährigen Schüler eines Berufskollegs für angewandte Grafik einer Johannes-Gutenberg-Schule.

Sie wollten dadurch an einem praktischen Beispiel kennen lernen, wie z. B. ein originelles Kartenspiel entsteht, von der Idee über die grafische Gestaltung bis zur Druckreife.

Unterstützt wurden sie dabei von der ASS-Spielkartenfabrik in Stuttgart, die auch den Kalender druckte. Einige dieser Entwürfe stelle ich Ihnen nachstehend vor.

     

Bei einem Entwurf wurde das Thema "Sport" behandelt. Herz-König ist beispielsweise ein Tennisspieler und der Herz-Bube ein Balljunge, der die Bälle wieder einsammelt.

Auf der Herz-Dame wird eine Tennisspielerin dargestellt (s. Abb.), die so kräftig zugeschlagen hat, dass sogar ihr Tennisschläger zerbrach.

     

Den asiatischen Kampfsportarten ist ein weiterer Entwurf gewidmet. Er zeigt bei jeder Kartenfarbe einen anderen Sport, der ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt.

Der Karo-König (s. Abb.) etwa, als Träger des schwarzen Gürtels ein erfahrener Meister, zertrümmert durch einen Tritt das K in der oberen Ecke.

     

Ein anderer Entwurf befasst sich dagegen mit den ungesunden Lastern. Da sieht man - ebenfalls wieder karikiert dargestellt -
die Raucher (Herz),
die Trinker (Pik),
die Schlemmer (Karo)
und schließlich die Rauschgift-Abhängigen (Kreuz), die "schnüffeln", spritzen oder Haschisch rauchen (s. Abb.).

     

Dass so etwas auch zu Krankenhaus-Aufenthalten führt, zeigen die Pik-Werte eines Spiels, bei dem verschiedene Berufsgruppen behandelt werden, also etwa das Gesundheitswesen, das durch Arzt, Krankenschwester und Patient (s. Abb.) symbolisiert wird. Weitere Berufe sind die Juristerei , das Gastgewerbe und Reiseunternehmen.

     

Dem Tourismus widmet sich ein Entwurf, bei dem Angehörige verschiedener Völker vorgestellt werden, die seinerzeit als besonders reisefreudig galten.

Das waren die Deutschen (Kreuz), die Amerikaner (Pik), die Russen (Herz) und die Japaner (s. Abb.), jeweils mit dem Kennzeichen des Landes versehen.

     

"Getränke" ist das Thema eines weiteren Kartenspiel-Entwurfs. Dabei wird den Kreuz-Werten das Bier zugeordnet. Als Kreuz-Dame (s. Abb.) sieht man etwa eine Kellnerin auf dem Oktober-Fest.

"Vornehmer" dagegen sind die Sekt-Trinker (Pik), während Schnaps (Herz) die Menschen oft ruiniert. Da leben die Milchtrinker (Karo) gesünder.

     

Besonders stark stilisiert hat dieser Schüler seine Spielkarten-Figuren dargestellt.

Obwohl auch hier Berufe zugrunde liegen, etwa Jäger (s. Herz-König mit geschultertem Gewehr), ist das Dargestellte oft schwer zu deuten.

Die Buben beispielsweise sind Jagdhunde, ebenfalls in stark vereinfachter Form.

     

Die Anfangsbuchstaben der Kartenwerte, also K für König,
D für Dame und
B für Bube, stellte ein anderer Grafik-Lehrling in den Vordergrund seiner Zeichnungen, zusammen mit einem großen Farbzeichen.

Die integrierte Person dagegen wird in diesem Fall in den Hintergrund verfrachtet.

     

Während bei fast allen Arbeiten die sogenannten "französischen" Farbzeichen verwendet wurden, also Kreuz, Pik, Herz und Karo, ist dieser Entwurf mit "deutschen" Farbzeichen gestaltet (Eichel, Laub, Herz und Schelle).

Dabei wird das jeweilige Farbzeichen als "Gesicht" verwendet, wie bei der Schellen-Dame (s. Abb.).

 
Abschließend sei noch ein Entwurf vorgestellt, der aus runden Karten besteht.

Als "Figuren" sind unterschiedliche Obstsorten verwendet. Herz-König etwa ist ein "vermenschlichter" Apfel.

Solche runden Spielkarten kommen zwar gelegentlich vor, eignen sich aber kaum zum Spielen, sondern interessieren Sammler.

 
in memoriam Franz Braun, Köln, † 2016